Häufiges Wasserlassen am Tage - Die Kapazität der Harnblase ist individuell
Die Harnblase arbeitet als Speicher für den von den Nieren produzierten Harn. Im Normalfall signalisiert sie mehrfach im Laufe eines Tages, dass demnächst die Kapazitätsgrenze erreicht und eine baldige Entleerung fällig wird. Die Kapazität, also das Fassungsvermögen der Blase, ist individuell und auch bei Frauen und Männern unterschiedlich. Bei Männern liegt sie zwischen 400 und 600ml, bei Frauen mit 400 bis 500ml etwas kleiner.
Zusammenhang zwischen Blasenkapazität & Nierenleistung und Häufigkeit der Blasenentleerung
Ein direkter Zusammenhang zwischen Blasenkapazität und Häufigkeit des Wasserlassens leuchtet ein: der Träger einer eher kleinen Blase wird häufiger zur Entleerung schreiten als der Träger einer grossen Blase. Darüberhinaus beeinflusst auch die Nierenleistung, also die in einer bestimmten Zeit ausgeschiedenen Harnmenge, die Häufigkeit der Blasenentleerung. Die Harnproduktion hängt von der aufgenommenen Flüssigkeit und der insgesamt im Körper zirkulierenden Wassermenge ab. Die Harnproduktion kann durch die Nieren fein dosiert werden, um den Wasser- und Salzhaushalt ausbalaciert zu halten. Aber auch äussere Faktoren können die Nieren zur vermehrten Ausscheidung bewegen: Medikamente (sogenannte Diuretika), Kaffee, Tee, Alkohol und auch stark kohlensäurehaltige Getränke. Das im Körper nicht benötigte Wasser wird durch die Nieren in den Harn ausgeschieden und über die Harnleiter in die Blase abgeleitet. Ein gesunder Mensch entleert die Blase im Abstand von mehreren Stunden, alles in allem zwischen vier und sechs Mal am Tage. Ein nächtliches Wasserlassen sollte die Ausnahme sein, so bei überdurchschnittlich grosser Flüssigkeitsaufname in den Abendstunden.
Krankheitsverlauf und Alltag bei häufigem Wasserlassen
Das häufige Wasserlassen entwickelt sich zumeinst schleichend über mehrere Monate oder sogar Jahre. Beträgt der Abstand zwischen zwei Blasenentleerungen deutlich weniger als zwei Stunden, beginnt sich das häufige Wasserlassen negativ auf das Berufs- und Privatleben auszuwirken. Am Arbeitsplatz fällt der häufige Toilettengang auf, und auch private Aktivitäten wie ein Oper- oder Kinobesuch werden beeinträchtigt. Der oder die Betroffene versucht, zunächst weitgehend unbewusst, sich mit dem Zustand zu arrangieren: die Trinkmenge wird eingeschränkt und die Umgebung auf das Vorhandensein und die leichte Erreichbarkeit einer Toilette gescannt. Ist eine stündliche Entleerungsfrequenz erreicht, wird der häufige Toilettengang bei vielen Betroffenen zu einem echten Problem, das sich nicht mehr ohne weiteres in den normalen Tagesablauf integrieren lässt. An diesem Punkt wird das häufige Wasserlassen zum Symptom einer möglichen Blasenstörung. Betroffenen reagieren allerdings sehr unterschiedlich auf dieses Problem, einige wenige suchen rasch den Rat des Arztes und drängen auf eine Lösung, die grosse Mehrheit jedoch versucht über viele Jahre zurecht zu kommen.
Das häufige Wasserlassen am Tage kann auf eine überaktive Blase hinweisen.
Bei einer überaktiven Blase kommt es zu einem nicht unterdrückbaren Zusammenziehen des Blasenmuskels. Der ansteigende Druck in der Blase reizt Nervenfasern, die einen starken Harndrang und eine sofortiges Wasserlassen signalisieren. Die Blasenentleerung kann nicht oder nicht lange genug hinausgezögert werden. Nicht selten kommt es zu einer Dranginkontinenz, einem ungewollten Harnverlust begleitet von einem starken Harndranggefühl. Dies beeinträchtigt in der Regel die Lebensqualität nachhaltig, so dass eine ärztliche Behandlung notwendig wird