Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in der Schweiz. Viele Betroffene und ihre Angehörigen fragen sich, wie sie selbst aktiv zur Krankheitsbewältigung beitragen können – insbesondere durch die Ernährung. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Eine pflanzenbasierte Ernährung kann nicht nur das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung senken, sondern auch die Lebensqualität verbessern.
Was bedeutet „pflanzenbasierte Ernährung“?
Eine pflanzenbasierte Ernährung legt den Schwerpunkt auf Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte und hochwertige pflanzliche Öle wie Olivenöl. Tierische Produkte wie Fleisch und Milch werden reduziert, aber nicht zwingend komplett ausgeschlossen. Entscheidend ist, dass der Großteil der täglichen Kalorien aus pflanzlichen Quellen stammt.
Aktuelle Studien: Deutlich geringeres Fortschreiten von Prostatakrebs
Eine aktuelle, große US-Studie mit über 2.000 Männern mit lokalisiertem Prostatakarzinom hat gezeigt: Wer sich nach der Diagnose überwiegend pflanzlich ernährt, hat ein um 47 % geringeres Risiko, dass die Erkrankung fortschreitet, im Vergleich zu Männern mit hohem Konsum tierischer Produkte. Schon kleine Veränderungen, wie ein bis zwei zusätzliche Portionen Gemüse oder Obst pro Tag, können laut Studienautoren einen positiven Effekt haben.
Auch die Lebensqualität profitiert: Männer mit pflanzenbetonter Ernährung berichten über eine bessere sexuelle Funktion, mehr Vitalität und eine insgesamt höhere Lebensqualität.
Warum wirken Pflanzenstoffe so positiv?
Pflanzen enthalten zahlreiche Antioxidantien und entzündungshemmende Substanzen. Diese können das Wachstum von Tumorzellen hemmen und die körpereigenen Reparaturmechanismen stärken. Besonders sekundäre Pflanzenstoffe aus Brokkoli, Grüntee, Kurkuma und Granatapfel werden in aktuellen Studien intensiv erforscht. In einer randomisierten Studie zeigte eine Kombination aus diesen Stoffen eine signifikante Verlangsamung des PSA-Anstiegs bei Männern mit Prostatakrebs.
Tomaten und Lycopin – ein starkes Duo für die Prostata
Ein besonders gut untersuchter Pflanzenstoff im Zusammenhang mit Prostatakrebs ist Lycopin, das vor allem in Tomaten und daraus hergestellten Produkten wie Tomatensauce, Tomatenmark oder Tomatensuppe enthalten ist. Lycopin ist ein starkes Antioxidans, das Zell- und DNA-Schäden vorbeugen kann. Studien zeigen: Männer, die regelmäßig Tomaten essen (z.B. mindestens zehn Tomaten pro Woche oder 200–1350 Gramm pro Woche), haben ein signifikant geringeres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken oder ein Fortschreiten der Erkrankung zu erleben.
Wichtig ist: Lycopin wird vom Körper am besten aufgenommen, wenn Tomaten gekocht oder verarbeitet sind – also beispielsweise als Tomatensauce oder Suppe. Der Verzehr ganzer Tomatenprodukte ist daher effektiver als isolierte Lycopin-Präparate.
Auch bei bereits bestehendem Prostatakrebs gibt es Hinweise, dass Lycopin das Tumorwachstum bremsen und den PSA-Wert senken kann. Tomaten sind somit ein einfach umsetzbarer und schmackhafter Bestandteil einer pflanzenbasierten Ernährung mit nachgewiesenem Nutzen für die Prostata.
Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel – was ist belegt?
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Brokkoli-Sprossen (Sulforaphan): Können das Fortschreiten von Prostatakrebs verlangsamen und die PSA-Verdopplungszeit verlängern.
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Grüntee-Extrakte: Enthalten EGCG, das in Studien eine chemopräventive Wirkung zeigte.
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Kurkuma und Resveratrol: Werden für ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften geschätzt, die das Tumorwachstum beeinflussen können.
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Granatapfel: Studien deuten auf einen günstigen Effekt auf den PSA-Wert hin.
Wichtig: Nahrungsergänzungsmittel können eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Die Einnahme sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Was können Betroffene konkret tun?
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Mehr pflanzliche Lebensmittel in den Alltag integrieren: Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte und Nüsse sollten täglich auf dem Speiseplan stehen.
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Tomaten regelmäßig verzehren: Besonders in gekochter Form, um die Aufnahme von Lycopin zu verbessern.
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Tierische Produkte reduzieren: Insbesondere rotes Fleisch und fettreiche Milchprodukte möglichst einschränken.
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Vielfalt genießen: Unterschiedliche Gemüse- und Obstsorten liefern eine breite Palette an schützenden Pflanzenstoffen.
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Mit dem Arzt sprechen: Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder größeren Ernährungsumstellungen immer Rücksprache halten.
Fazit: Ernährung als wertvoller Baustein in der Prostatakrebs-Therapie
Die aktuelle Studienlage zeigt überzeugend: Eine pflanzenbasierte Ernährung – insbesondere mit einem regelmäßigen Verzehr von Tomaten und anderen Lycopin-reichen Lebensmitteln – kann das Fortschreiten von Prostatakrebs bremsen und die Lebensqualität steigern. Sie ist eine wichtige Ergänzung zu den etablierten medizinischen Therapien und gibt Betroffenen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Im Kontinenzzentrum Zürich beraten wir Sie gerne individuell zu Ernährung und komplementären Maßnahmen bei Prostatakrebs.
Für weiterführende Informationen oder eine persönliche Beratung stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Quellen:
Medical Tribune 58. Jahrgang Nr. 18, 2. Mai 2025, S. 21 "Pflanzlich gegen Prostatakrebs
https://www.prostata.de/system/files/assets/pdf/04_ErnaehrungUndProstatakrebs_Erlaeuterungen.pdf
https://www.prostata.de/prostatakrebs/therapie-bei-pca/unkonventionelle-behandlungsverfahren-bei-prostatakrebs