Durch verschiedene Faktoren wie zunehmendes Alter, Krankheiten Medikamenten oder anderen Faktoren kann sich ein Hypogonadismus entwickeln. Hypogonadismus wird definiert als ein Defizit an Testosteron und/oder an Spermienproduktion. Eine Testosterontherapie kann damit verbundene Beschwerden lindern, hat aber auch Risiken und Nebenwirkungen. Es gibt sogar Kontraindikationen, selbst wenn eine Ersatztherapie medizinische indiziert ist. Somit bedarf es neben einer sorgfältigen Anamnese, Diagnose und ein genaues Abwiegen der Vor- und Nachteile für den Patienten.
Welche Symptome kann Testosteronmangel haben:
- Verminderter/geringer Sexualtrieb
- Erektionsstörungen
- Gewichtszunahme
- Erhöhte Blutfette
- Hitzewallungen
- Depressive Verstimmungen
- Schwindende Muskelmasse und zunehmendes Fettgewebe
Anamnese & Untersuchungen:
Die Diagnose eines Testosteronmangels darf nur gestellt werden, wenn neben dem laborchemisch nachgewiesenen Hormonmangel auch die typischen klinischen Symptome vorliegen.
Dazu zählen:
- Bewegungsmangel kombiniert mit bauchbetonter Fettleibigkeitn
- Diabetes mellitus, oder metabolisches Syndrom
- Alter
Wann liegt effektiv ein Testosteronmangel laut EAU Leitlinie vor?
Eindeutiger Mangel: bei >8 nmol/l
Grenzbereich: zwischen 8nmol/l bis 12nmol/l
Kontraindikationen einer Hormonersatztherapie:
Bei bestimmten Krankheiten und Lebensumständen darf eine Testosteronersatztherapie trotz vieler positiven Auswirkungen auf Grund der erheblicher Risiken nicht erfolgen:
- Unbehandeltes Prostata- oder Mammakarzinom beim Mann
- Bestehende Polyglobulie (abnormale Erhöhung der Anzahl roter Blutzellen im Blut)
- Bestehender Kinderwunsch
- Benignes Prostata-Syndrom mit klinischen Symptomen
- Bekannte familiär bedingt gehäufte Thromboembolien
- Akutes kardiales Ereignis
- Schwere Herzinsuffizienz
Therapie von Testosteronmangel:
Was kann man selbst tun:
Gerade bei einer Testosteronreduktion aus Altersgründen, geschieht dies relativ langsam. Männer können den Hormonspiegel auch aktiv durch Ausdauer- und Krafttraining positiv beeinflussen.
Medikamentöse Therapie:
Reicht intensives Sporttraining nicht aus, stehen gemäss Leitlinie der EAU (Society of Endocrinology), mit transdermalen und intramuskulären Testosteron -Applikationen zwei gut etablierte Optionen zur Verfügung.
- Intramuskuläre Präparate: Langwirksame Optionen sind zu bevorzugen, da der Serum-Testosteronspiegel deutlich weniger schwankt
- Transdermale Präparate: Hier ist eine individuellere Dosierung möglich. Wenn das Präparat frühmorgens aufgetragen wird, ermöglicht dies auch einen besonders physiologischen Verlauf des Serum Testosteronspiegels.
Nebenwirkungen einer medikamentösen Therapie:
- Polyglobulie mit Anstieg des Hämoglobins und des Hämatokrits
- Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung
- Akne
- Bluthochdruck
- Gynäkomastie (gutartige Vergrößerung der Brustdrüsen beim Mann)
- Grössenzunahme der Prostata bei benigner Prostatahyperplasie
- Anstieg des PSA-Werts
- Intramuskuläre Injektionen können lokale Nebenwirkungen wie Schmerzen, Hämatombildung und Reizungen zur Folge haben.
- Transdermale Testosteron-Gel Applikation kann Hautreaktionen wie Erytheme und trockene Haut haben
- Bei langfristigem, hoch-dosierte Testosteronersatz kann es zu einer Abnahme des Hodenvolumens kommen.
Fazit zur Testosteronsubstitution:
Erfolgt eine genau Anamnese inklusive einer gründlichen Evaluation, die Beachtung möglicher Nebenwirkungen und der Ausschluss von Kontraindikationen für eine Testosteronersatztherapie, stellt diese eine empfehlenswerte und wirksame Therapie für die Betroffenen dar, die die Lebensqualität signifikant verbessern kann.
Quellen:
- Kongressausgabe der Ärztezeitung, Deutsche Gesellschaft für Urologie, 21. September 2022, S. 17, Dr. Christian Leiber-Caspers, «Wann Testosteron ok ist und wann nicht»
- https://www.msdmanuals.com/de/profi/urogenitaltrakt/männliche-geschlechtsorgane-endokrinologie-and-verwandte-erkrankungen/männlicher-hypogonadismus