Welche Formen und Symptome der Urininkontinenz gibt es?
Es gibt verschiedene Arten der Inkontinenz, die sich neben dem unfreiwilligen Verlust von Urin durch unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Nachfolgend finden Sie die häufigsten Inkontinenzformen sowie deren typische Symptome. Die sogenannte „Blasenschwäche“
st übrigens keine eigene Form der Urininkontinenz. Vielmehr wird der Begriff im Volksmund als Synonym für verschiedene Störungen der Blasenfunktion verwendet, die oft zu unrecht als Bagatelle abgetan werden. Damit werden sowohl der Aspekt einer medizinischen Erkrankung als auch deren gute Behandelbarkeit heruntergespielt. Zumeist findet dadurch weder eine Ursachenforschung noch eine passende Therapie statt. Viele Betroffene finden sich unnötigerweise mit ihrer Situation ab.
Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)
Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es zum ungewollten Verlust von Urin, sobald sich der Druck im Bauchraum – und damit auf die Harnblase und den Beckenboden – erhöht. Das passiert beispielsweise bei körperlicher Belastung, beim Husten oder Niesen. Die mittlerweile veraltete, doch immer noch verbreitete Bezeichnung „Stressinkontinenz“ scheint auch (psychischen) Stress als Ursache für diese Inkontinenzform zu definieren – das ist nicht der Fall. Üblicherweise verspüren Betroffene vor dem Urinverlust keinen Harndrang. Bei Belastung kommt der Harnabgang plötzlich, mitunter tröpfchenweise oder auch im Strahl. Die Stresskontinenz tritt häufig bei Frauen auf und beruht auf einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur. Auch eine Schwächung des Blasen-Schliessmuskels ist als Ursache für eine Belastungsinkontinenz denkbar. Der Zustand lässt sich zumeist gut mit konservativen Therapieverfahren (z. B. regelmässige Übungen nach professioneller Anleitung, Medikamente) verbessern.
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Dranginkontinenz (Urge-Inkontinenz)
Plötzlicher, starker und unaufhaltsamer Harndrang, der wie aus dem Nichts auftritt, ist das charakteristische Symptom für diese Inkontinenz-Form. Aber auch ein Glas Wasser, eine Tasse Kaffee oder plätschernde Geräusche können auslösende Faktoren für plötzlichen Harndrang mit darauf folgendem, unwillkürlichen Urinabgang sein. Diese Inkontinenzform wird häufig auch als Reizblase, überempfindliche Blase, überaktive Blase oder plötzliche Urininkontinenz bezeichnet. Je nach Ursache erfolgt die Behandlung konservativ, medikamentös oder operativ.
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Mischinkontinenz
Treten gleichzeitig Symptome der Belastungs- und der Dranginkontinenz auf, liegt eine Misch-Harninkontinenz vor. Betroffene sind in der Öffentlichkeit oft angespannt und fürchten unvorhersehbaren Druck (z.B Niesen, Husten) und plötzlich auftretenden, unkontrollierbaren Harndrang. Zumeist scannen sie die Umgebung dauerhaft nach einer Toilette in der Nähe. Die Häufigkeit dieser Form ist bei den Geschlechtern ungleich verteilt: Vor allem Frauen sind von der Mischinkontinenz betroffen. Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache der Mischinkontinenz.
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Seltenere Formen
Oft gibt es Mischformen der Harninkontinenz sowie weitaus seltenere Inkontinenzformen aufgrund anatomischer oder krankheitsbedingter Ursachen. Zu den selteneren Formen der Inkontinenz zählen beispielsweise:
- Supraspinale und spinale Reflexinkontinenz: Inkontinenz durch Nervenschäden, zum Beispiel bei Parkinson, Demenz, Multipler Sklerose, oder Schlaganfall. Betroffene spüren nicht, wann die Blase voll ist und können die Blasenentleerung nicht willkürlich steuern.
- Inkontinenz bei erschwerter und unvollständiger Blasenentleerung, früher auch Überlaufinkontinenz genannt: Meist ausgelöst durch eine gutartig vergrösserte Prostata, daher sind oft Männer betroffen. Aber auch Nervenschädigungen im Rahmen einer neurourologischen Erkrankung oder eine verengte Harnröhre kommen als Ursache in Betracht. Bei der Überlaufinkontinenz haben Betroffene ständig das Gefühl, zur Toilette zu müssen.
- Extraurethrale Inkontinenz: Harn geht nicht nur durch die Harnröhre, sondern auch durch fehlgebildete Gänge ab, z.B. über die Scheide oder den Darm.
- Enuresis: Nächtliches Einnässen vor allem bei Kindern, aber auch Erwachsenen. Diese Form der Inkontinenz ist bedingt durch physische, psychische oder neurologische Ursachen. Man spricht von einer Enuresis, wenn der unfreiwillige Harnverlust mindestens zwei Nächte pro Monat nach dem fünften Lebensjahr auftritt.